Rose & Georgi am Leibniz

Ein kulturelles Highlight erfuhren manche Jahrgangsstufen des Leibniz Gymnasiums am 8. und 9. Februar dieses Jahres: Das Künstlerduo Rose & Georgi gastierte am Leibniz und stellte der 11. und 12. Jahrgangsstufe den Dichter Heinrich Heine musikalisch vor, am darauffolgenden Tag wurde die 5. Jahrgangsstufe mit der Vertonung verschiedener Fabeln bedacht, während die 7. Jahrgangsstufe und zwei Klassen der 8. Jahrgangsstufe eine Auswahl deutschsprachiger Balladen, ebenfalls vertont, kennenlernen durften.

„Ich bin ein deutscher Dichter“ spricht Heinrich Heine (1797 – 1856) auch nach 200 Jahren zu uns. Er, ein assimilierter und aus Gründen der Akzeptanz auch zum Christentum konvertierter Jude, liebte sein Vaterland; er war überzeugter Demokrat in einer Zeit, die Freiheitsstreben verabscheute und einen Freigeist, wie es Heinrich Heine war, verbannte. Sein Pariser Exil sollte die letzte Station seines unruhigen sowie rastlosen Lebens sein.

Die Balladen sind ein Ausschnitt aus dem reichen Werk Heines. Die Auswahl, die das Künstlerduo Rose & Georgi getroffen hat, präsentiert die Persönlichkeit und Vielschichtigkeit dieses Dichters, wenn er sein tiefes Unbehagen gegen den Dogmatismus in Glaubensdingen, Ausbeutung, elitäres Bewusstsein und Verantwortungslosigkeit gegenüber Anderen, Phlegma, Bequemlichkeit, Angst vor Veränderung und vieles mehr in seinen Balladen thematisiert, stets gepaart mit Spritzigkeit, feiner Ironie und Humor, aber auch zuweilen mit etwas Wehmut,  Bitterkeit, Polemik, beißendem Spott und großem Befremden.

Unsere Schülerinnen und Schüler haben das erkannt; sie haben sich von Rose & Georgi in die Welt Heines entführen lassen und haben sich auf ihn eingelassen. Wie das geschah?  Die beiden Künstler verwandeln sich zwischen den Darbietungen immer wieder zu Conférenciers, vermögen mittels kluger und pointierter Ansagen und Kommentare in Wort und Musik Neugier zu wecken und den Facettenreichtum, den Musik und Wort bieten können, darzustellen. Heines Balladen werden lebendig, lebensnah und machen sichtlich Spaß, zumal wenn sie – wie der Prolog zur „Harzreise“ auch nach so langer Zeit den Nerv der Jugend wie auch der Junggebliebenen treffen:

Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassieren –
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen –
Ach, mich tötet ihr Gesinge
Von erlognen Liebesschmerzen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.

Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren, glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.

(Prolog, Harzreise)

In ebenso routinierter, abwechslungsreicher und anschaulicher Art und Weise präsentierte das Künstlerduo seine beiden Programme „Der Ochse auf der Löwenhochzeit und andere fabelhafte Geschichten“ sowie „Der Handstand auf der Loreley – zeitgenössische und klassische Balladen frisch aufbereitet“. Die Titel verraten hier bereits, dass es dem Künstlerduo

stets darum geht, die Kinder und Jugendlichen in ihnen nur teilweise bekannte Welten zu entführen. So bietet Rezitator Detlev Rose neue, frische Zugänge zu scheinbar „Altem, Verstaubtem“ und der Flötist und Saxophonist Christian Georgi untermalt die Darbietungen herausragend und souverän, sodass das Duo bei allen drei Veranstaltungen zwischendurch und abschließend mit reichlich Applaus bedacht wird.

Sabine Stamminger/ Katja Kammerer

 

Lust, mal reinzuschauen? www.rose-georgi.de