Max und Moritz…eine Bubengeschichte in nur noch 6 Streichen?
Am 9.und 10 Juli führte die Unter- und Mittelstufentheatergruppe des Leibniz-Gymnasiums ihr neuestes Stück vor einem zahlreich erschienenen Publikum auf.
„Ach, was muss man oft bösen, Kindern hören oder lesen, wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen“; mit diesen Worten beginnt die weltbekannte Bildergeschichte von Wilhelm Busch, die dieser , kaum 32 Jahre alt, 1865 veröffentlichte. Man mag es kaum glauben, aber auch zu dieser Zeit , in der die „ harte Pädagogik“ mit Rohrstock noch regierte, wurde diese zunächst zu einem Misserfolg, bevor sie dann Jahrzehnte später in 300 Sprachen und Dialekte übersetzt wurde.
Mancher wird sich mit Bauchgrimmen an das Ende der beiden Lausbuben erinnern, die als Körnerfutter für das „liebe Federvieh“ zermahlen wurden…
16 junge Leibnizschüler/innen nahmen sich dieses Themas an, ihre Leiterinnen wandelten die Bildergeschichte in ein Theaterstück um, das etliche Reime von Wilhelm Busch beibehielt; zusätzlich wurden Prosatexte sowie gänzlich neue Rollen hinzugefügt, ohne Buschs Werk in seinen Grundfesten zu verändern.
So durften die zahlreich erschienenen kleinen und großen Zuschauer die Uraufführung eines Stückes erleben, das die jungen Eleven hinreißend schmissig und mit mitreißender Spielfreude in Szene setzten. Liebevoll gestaltete Charaktere, wie etwa die hühnervernichtende, resolute Witwe Bolte, der frauenverachtende, arrogante Schneider Böck sowie der steife, rauchende, alle Neuerungen und Schüler hassende Lehrer Lämpel oder der sich vor Käfern ekelnde, leidende Onkel Fritz überzeugten ebenso wie die vielen kleineren Rollen, deren Darstellern man die Lust am Spiel „eins zu eins“ abnahm. Temporeich führten zwei Fünftklässlerinnen als „ Moderatorinnen“, versehen mit kunstvoll gestalten Plakaten der einzelnen Personen, die dann das sich dynamisch entwickelnde Bühnenbild ergaben, durch die einzelnen Streiche, bevor man am Ende den grausamen Tod der beiden „Lausbuben“ erwartete…. Doch in Corona-Zeiten und im 21. Jahrhundert denkt man anders über „aus der Bahn geratene“ Kinder: Einen 7. Streich sollte es nicht geben, denn das neue Drehbuch sah ein versöhnliches Ende vor: Das Publikum durfte, nach dem Auftritt einer Schulpsychologin, über eine Bestrafung der beiden „Unholde“ abstimmen, um Vater Busch schließlich zu überzeugen, dass seine Geschichte vielleicht doch anders als 1865 enden könnte. Anspielungen auf den in der Lockdownzeit geleisteten Distanzunterricht mit all seinen Vor- und Nachteilen transportierten Wilhelm Buschs Bildergeschichte in die „ neue, digitale Zeit“ und schließlich überlebten die beiden Helden und wurden als Erwachsene präsentiert…. beide waren Deutschlehrer geworden, wen wundert es, ganz wie die beiden Regisseurinnen, die versehen mit einem “Lehrer-Lämpel – T-Shirt“ die Bühne betraten.
Beschwingt und begeistert honorierte das Publikum die engagierte und motivierte Darstellung der jungen Schauspieler/innen mit stehendem Applaus – und ab jetzt wird man gerne von diesen „bösen Buben“ hören oder lesen, denn man wird mit ihnen die beiden Mädchen verbinden, die als Max und Moritz diese Charaktere so unvergleichlich authentisch gespielt haben, dass sie sich im Herzen jedes Zuschauers verankert haben.