Biographie

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716): Der Namenspatron unserer Schule
„Dieser Mann allein hat Deutschland so viel Ruhm gebracht, wie Platon, Aristoteles und Archimedes zusammen Griechenland“ schreibt Denis Diderot über ihn in seiner Encyclopédie (Band 9, 1765), einem bahnbrechenden Werk der Aufklärung und französischen Revolution.
Gottfried Wilhelm Leibniz, der oft als letzter Universalgelehrter unserer Zeit bezeichnet wird, war eine Mann, dessen Erkenntnisdrang und schöpferische Kraft ihn dazu befähigte, auf allen Gebieten der damals bekannten Wissenschaften Leistungen von Rang zu vollbringen. Er war zugleich Philosoph, Mathematiker, Physiker und Techniker, Jurist, Historiker, Diplomat, Sprachwissenschaftler und Theologe. Durch umfangreiche Korrespondenzen mit 1100 Briefpartnern stand er mit den herausragendsten Persönlichkeiten der damaligen gelehrten Welt in Verbindung. In seinem Nachlass befanden sich über 20000 Briefe, die die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte. Seine Entdeckungen in den Naturwissenschaften und seine philosophischen und historischen Schriften werden bis heute von Gelehrten in aller Welt zu Rate gezogen. Als letzter großer Denker des 17. Jahrhunderts praktizierte er eine Wissenschaft des Analysierens und Verknüpfens der Zusammenhänge.

Universität Ölgemälde Anfang 18. Jh. nach Stich von Puschner um 1714 aus Recknagel Univers. Altdorf 1998

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 1. Juli 1646 in Leipzig als Sohn des Juristen Friedrich Leibniz und der Professorentochter Catharina geboren. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater, und der wissensdurstige Gottfried las sich in der elterlichen Bibliothek so viel Wissen an, dass er im Alter von 15 Jahren an der Universität Leipzig aufgenommen wurde. Dort, und später in Jena, studierte er gleichzeitig die Fächer Jura, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften. 1666 promovierte er glanzvoll an der Universität in Altdorf in Kirchen- und Zivilrecht mit einer Arbeit über ungewöhnliche Rechtsfälle.Im Dienst des Mainzer Kurfürsten hielt er sich von 1672 bis 1676 am Hof des Königs in Frankreich und England auf, wo er führende Philosophen der Aufklärung kennenlernte und die Möglichkeit hatte, seine Erkenntnisse mit namhaften Wissenschaftlern seiner Zeit zu diskutieren.1676 übernahm Leibniz in Hannover das Amt des Hofbibliothekars und ab 1691 verwaltete er auch die berühmte Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, in der er den ersten alphabetischen Katalog anlegen ließ. Hannover bleibt bis zu seinem Tode Zentrum seines Lebens, auch wenn er eine für seine Zeit außerordentlich intensive Reisetätigkeit durch Europa entwickelte.

Matrikelblatt Leibniz

Mit Leibniz` Namen verbindet man wohl am häufigsten die Mathematik, obwohl er sich mit dieser anfangs nur nebenher beschäftigt hatte. Man findet ihn wieder im Leibniz-Kriterium und der Leibniz-Reihe. Am bedeutendsten jedoch ist wohl die Erfindung der Infinitesimalrechnung. Isaac Newton, der diese neue Disziplin fast zeitgleich mit Leibniz, aber unabhängig von diesem, ebenfalls entwickelt hatte, ging hierbei von physikalischen Überlegungen aus, Leibniz dagegen bevorzugte eine algebraische Herangehensweise. Genial und einfach zugleich waren die von Leibniz eingeführten Symbole, die wir heute noch benutzen, insbesondere dx, dy für „unendlich kleine“ Größen und ∫ als Integralzeichen. Auch andere mathematische Schreibweisen stammen von Leibniz, wie der Multiplikationspunkt, die Benutzung von Indizes, die Verwendung der Potenzschreibweise ax für variable Exponenten, x und vieles mehr.
Er entwickelte das binäre Zahlensystem, das die Darstellung aller Zahlen mit Hilfe der Null und der Eins ermöglichte und später zur Grundlage der Computersprache wurde. Auch konstruierte er eine Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten.
Leibniz gehörte zu den großen Philosophen seiner Zeit und war ein Vordenker der Aufklärung. Die prästabilierte Harmonie ist ein prägender Begriff in seiner Philosophie. Er beschreibt Harmonie als Summe von unendlich vielen, unendlich kleinen Krafteinheiten, den sogenannten Monaden, den Urbestandteilen der Weltsubstanz, die durch Gott vereint wurden und so die Welt zusammenhalten. Leibniz geht davon aus, dass Gott alles aus dem Nichts geschaffen hat und alles, was Gott geschaffen hat, gut ist.

Leibniz Einstellung zur Religion findet Ausdruck in einem seiner wenigen gedruckten Bücher, der Theodizee. Er beschreibt darin die viel zitierte und heftig debattierte Theorie von der „besten aller möglichen Welten“, die häufig missverstanden wurde. Leibniz meinte damit nicht den damaligen Zustand der Welt, sondern, dass die Welt mit ihrem Entwicklungspotential die beste aller möglichen Welten ist.
Religionspolitisch war Leibniz ein Vordenker der Ökumene, er bemühte sich lebenslang um eine Vereinigung von Katholizismus und Protestantismus, ebenso um die Zusammenführung von Reformierten und Lutheranern.
Leibniz verfasste seine philosophischen und wissenschaftlichen Arbeiten fast vollständig in der in Deutschland am Hof üblichen französischen oder in der unter den Gelehrten verwendeten lateinischen Sprache. Im Zusammenhang mit seinen historischen Studien führte Leib-niz umfangreiche sprachwissenschaftliche Forschungen durch. Er beschäftigte sich aber auch mit der Herkunft des Germanischen und suchte nach den Ursprüngen der slawischen Sprachen.
Auf Betreiben Gottfried Wilhelm Leibniz` wurde in Berlin eine Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften nach englischem und französischem Vorbild gegründet, die heute noch als die Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften existiert.
Leibniz, der über sich selbst sagte: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben“, hatte unzählige Ideen und machte zahlreiche Erfindungen. Sein Motto „theoria cum praxi“ war ein ernstes Anliegen und seine Konstruktionen waren kühn und zukunftsweisend. So existieren Pläne über ein Unterseeboot, über ein neuartiges Kettenhemd, eine Flugmaschine, eine Witwen-, Waisen- und Brandkasse und vieles mehr. Seine bekannteste Erfindung ist die Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten und die dazu benötigte Staffelwalze. Jahrelang beschäftigte er sich mit der Grubenentwässerung des Oberharzer Bergbaus mit Hilfe von Windtechnik, und für den Garten des Schloss Herrenhausen in Hannover entwickelte er eine Wasserpumptechnik, die eine Fontäne von über 35 Meter Höhe speiste.

Am 14. November 1716 starb Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz im Alter von 70 Jahren in Hannover.

Zusammenstellung: Ursula Skibbe