Ein quirliger Blondschopf mit wehendem grünen Mantel und unzähligen Fragen entführte die Schüler der 11. Klasse am 10. Februar in sein persönliches Universum der Sterne. Die American Drama Group hat ein weiteres Mal unter Beweis gestellt, dass sie es beherrscht, eines der klassischen Werke der französischen Literatur mit einfachsten Mitteln anschaulich präsentiert auf die Bühne zu bringen. Diesmal hatten die Schauspieler allerdings mit der Herausforderung zu kämpfen einen größeren Raum als gewohnt zu bespielen, da die Aufführung nicht wie sonst in der kleinen Theaterhalle des Helene Lange Gymnasiums in Fürth stattfinden konnte. Um die Abstandsregelung pandemiebedingt sicherstellen zu können, wich die Wandertheatergruppe auf die Fürther Stadthalle aus, wo jede Klasse und jede Schule mit dem entsprechenden Abstand sitzen konnte. Leider waren deshalb die Schauspieler in den letzten Reihen teils nicht gut zu hören. Daher fiel es dem jungen Publikum nicht immer leicht, dem ohnehin anspruchsvollen Text, stets zu folgen.
Die American Drama Group arbeitete auch dieses Mal möglichst nahe am Original, ohne dabei auf ihre eigene Interpretation zu verzichten. Zwei Schauspielerinnen und ihre zwei männlichen Kollegen nahmen ihr Publikum zunächst mit in die afrikanische Wüste. Dort trifft ein gestrandeter Pilot auf den kleinen Prinzen, der seinem neuen Freund von der Erde über seine Abenteuer und Erlebnisse beim Besuch verschiedener Sterne berichtet. Die Reise beginnt auf dem Planeten des kleinen Prinzen, wo er seine drei Vulkane und seine Rose zurücklässt, nicht ohne alles wie gewohnt entsprechend gereinigt zu haben und die Rose durch einen Windfang und eine Glaskuppel vor ungewollten Eindringlingen geschützt zu haben. Dann führt die Reise des kindlichen Prinzen unter anderem auf den Planeten eines Königs, der entzückt davon ist, auf einen Untertanen zu stoßen, dem er Befehle erteilen kann. Und der kleine Prinz kommt dem Befehl, dem König Fragen zu stellen, nur allzu gerne nach, da der kleine Prinz jedem dem er begegnet, mit großer Vehemenz so lange Fragen zu stellen pflegt, bis er schließlich eine für ihn zufriedenstellende Antwort erhalten hat. Auf einer weiteren Etappe besucht der kleine Prinz einen Säufer, der säuft, um zu vergessen. Allerdings vergisst er vor lauter Saufen wiederum, warum er säuft, um dann die nächste Flasche zu öffnen. Nach einigen weiteren Stationen gibt ein Geograph dem Reisenden schließlich den Tipp die Erde zu besuchen, da sie etwas ganz Besonderes sei und sich auch deutlich vom äußerst überschaubaren Heimatplaneten des kleinen Prinzen unterscheide. Schließlich ist der Planet des kleinen Mannes so klein, dass er nach Lust und Laune mehrmals am Tag den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang betrachten kann, ganz wie ihm der Sinn steht.
Auf der Erde angekommen, muss sich der kleine Prinz zunächst der Tatsache stellen, dass seine Rose, die ihn stets in dem Glauben ließ, einzigartig zu sein, doch nur eine von tausend anderen Rosen ist. Erst als der kleine Prinz auf den Fuchs trifft, lernt er vom Fuchs was es mit dem Wesen der Freundschaft auf sich hat. Er erfährt, dass man einen Freund zunächst besser kennenlernen muss. Im Fall des Fuchses beginnt der kleine Prinz ihn zu zähmen, um ihn sich vertraut zu machen. Im Weiteren entdeckt der kleine Prinz das Wesen der Freundschaft und versteht, dass das äußere Erscheinungsbild ein Trugbild sein kann. Der Fuchs eröffnet dem kleinen Prinzen zwei zentrale Aussagen dieses literarischen Werks. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Diese beiden Kernaussagen des Werks „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry lassen den kleinen Prinzen erkennen, dass seine Rose in der Tat etwas ganz Einzigartiges für ihn ist, da er sich täglich um sie gekümmert hat, sich um sie gesorgt hat, damit sie keinen Luftzug bekommt und sichergestellt hat, dass sie immer über genug Wasser verfügt. Er hat sich jeden Tag aufs Neue auf die Momente mit seiner Rose und auf der Erde mit seinem neuen Freund, dem Fuchs, gefreut. Und so beschließt der kleine Prinz schweren Herzens seinen neu gewonnenen und sehr weisen Freund, den Fuchs, aber auch den Piloten, dem er von seinen ganzen Erlebnissen berichtet, auf der Erde zurückzulassen und zu seiner Rose zurückzukehren. Der Pilot leidet noch viele Jahre unter diesem Verlust. Er benötigt lange Zeit, um zu verstehen, dass der kleine Prinz nicht gestorben ist, als er von der Schlange gebissen wurde, um seiner menschlichen Gestalt zu entfliehen und auf seinen Planeten zurückkehren zu können. Erst als der Pilot versteht, dass der kleine Prinz freien Herzens diese Welt verlassen hat, um in seine eigene mit der Rose zurückzukehren, kann der Pilot den kleinen Prinzen ziehen lassen und ohne Wehmut an diese wundervolle Begegnung zurückdenken und dem Zuschauer davon erzählen.
Die vier Schauspieler schafften es mühelos die Reise von einem zum anderen Planeten auf der Bühne wahrwerden zu lassen und dabei von einer Rolle in die andere zu schlüpfen. Darüber hinaus untermalten sie diese uns allen bekannte Reise mit selbstgeschriebenen Liedern und kleinen Tanzeinlagen, die die jeweilige Stimmung der Bewohner des Planten oder des allgegenwärtigen kleinen Prinzen anschaulich vermittelten.
Auch wenn die anwesenden Schüler und Schülerinnen nicht alles verstanden haben, war es dennoch eine Freude, Kultur mal wieder wie gewohnt in Präsenz und fast zum Anfassen zu erleben.
Simone Reihl