„Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Französisch kann!“ So lautete die begeisterte Reaktion einer Schülerin der 8. Klasse, nachdem sie 45 Minuten lang den Erzählungen von Catherine Bouin gelauscht hatte.

Catherine Bouin ist professionelle Erzählerin. Dieser Beruf ist in Deutschland, ganz im Gegensatz zu Frankreich oder auch Spanien, sehr wenig bekannt. Es ist ein Beruf, der in diesen Ländern auch heute noch von Menschen verschiedener Altersklassen ergriffen wird. Teils kommen die angehenden Erzähler und Erzählerinnen aus sozialen Berufsfeldern und sie absolvieren eine Art Weiterbildung bei Madame Bouin, um diese neuen Fähigkeiten in ihren Berufsalltag einfließen zu lassen.

Nach einer pandemiebedingten Pause konnte uns Catherine am 9. März glücklicherweise erneut besuchen. So bot sich allen Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Klassen, die am LGA Französisch lernen, die Möglichkeit Geschichten aus aller Welt zu hören und dabei ganz „en passant“ festzustellen, wie gut die jeweiligen Französischkenntnisse bereits schon sind.

Catherine erzählt stets auf Französisch und erfragt lediglich zu Beginn einer neuen Geschichte ein paar zentrale Begriffe auf Deutsch, um sicherzustellen, dass alle Anwesenden ihrer Geschichte folgen können. Zusätzlich untermalt sie ihre Erzählung sehr anschaulich durch Gestik und Mimik oder falls nötig auch durch kleine Zeichnungen. So versteht sie es ganz wunderbar, ihre Sprache dem jeweiligen Lernniveau anzupassen. Das hat besonders Schülern der 7. Klasse gefallen, so dass sie stets das Gefühl hatten, dass der Vortrag sich an ihrem Niveau orientiert und, dass sie somit zwar gefordert aber keineswegs überfordert werden. Außerdem wurden die Zuhörer aktiv in die Erzählungen eingebunden, was dem jungen Publikum ebenfalls sehr wichtig war.

Dieses Mal entführte Catherine ihre Zuhörer aufs Land in die Familie eines Bauern, dessen einer Sohn davon träumt Archäologe zu werden. Der junge Mann schreckt allerdings davor zurück, seinen Traum zu verwirklichen aus Angst vor dem Urteil der Nachbarn und Freunde. Der weise Vater führt seinen Sohn gemeinsam mit einem Esel fünf Tage in Folge auf den Markt. Einmal muss der Esel den Vater auf dem Rücken transportieren, einmal den Sohn, ein weiteres Mal gehen alle zu Fuß oder die beiden Männer tragen den Esel. Egal was sie tun, die umstehenden Menschen auf dem Markt haben immer etwas an ihrem Verhalten auszusetzen. Auf diese Art und Weise lernt der junge Mann sehr schnell, dass es nicht darauf ankommt, was die anderen über seine Entscheidung denken, sondern dass es viel wichtiger ist, dass er selbst dahintersteht und Verantwortung für sein Leben übernimmt.

Diese und weitere Geschichten fanden großes Gehör bei unseren Schülerinnen und Schülern. Wir freuen uns bereits auf einen nächsten Besuch und verbleiben mit:

„A très bientôt, chère Catherine.“

Simone Reihl im Namen der Fachschaft Französisch