„Ich lade gern mir Gäste ein!“ – Erstes Meisterkonzert am Leibniz-Gymnasium
Am vergangenen Wochenende feierte am Leibniz-Gymnasium-Altdorf die neue Kammermusikreihe „Meisterkonzerte“ Premiere. In dieser Konzertreihe bringen (angehende) professionelle Musikerinnen und Musiker, die mit dem Leibniz-Gymnasium in Verbindung stehen, ihre musikalische Kunstfertigkeit in der neuen Aula zu Gehör. Den Anfang machten am Samstag zwei ehemalige Leibniz-Schülerinnen, die nach dem Abitur beide ein Musikstudium begonnen haben: Julia Bauer an der Querflöte und Isabel Grübl, die mit ihrer wunderbaren Altstimme das Publikum verzauberte. Am Klavier begleitet wurden die beiden jungen Künstlerinnen von Martina Baumann, ihrer ehemaligen Musiklehrerin am LGA.
Wunderbar stimmig spannte sich der Bogen des Konzerts über 300 Jahre Musikgeschichte, von Johann Sebastian Bach bis Astor Piazzolla. Julia Bauer zeigte ihre virtuosen Fähigkeiten gleich zu Beginn, als sie mit ihrer Flöte in Bachs Arie „Betörte Welt“ den „eitlen Mammon“, der in zahlreichen Zweiunddreißigstelnoten verstreut wird, musikalisch nachzeichnete. Auch im letzten Satz der Flötensonate von Francis Poulenc ging es im Presto giocoso rasant und hochvirtuos zur Sache. Besonders eindrücklich war auch die Ruhe, mit der die junge Flötistin z.B. den 2.Satz aus Poulencs Flötensonate im Pianissimo und in groß angelegten Phrasen dahinströmen ließ. Melancholie, aber auch Spaß beim explosiv-effektvollen Musizieren wechselten sich immer wieder bei den beiden Stücken aus der „Histoire du Tango“ des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla ab. Sehr frei und elegisch erklang zunächst der Tango „Café 1930“, quirlig und tänzerisch dann das Schlussstück „Bordell 1900“. Alles in allem ist Julia Bauer eine technisch absolut versierte, aber auch besonders feinsinnige Interpretin mit viel Lust zur Detailarbeit und einem ausgesprochen schönen Ton auf der Flöte.
Isabel Grübl begrüßte das Publikum als Prinz Orlofsky aus der Operette „Die Fledermaus“ mit dem Couplet „Ich lade gern mir Gäste ein“. Fast auf den Tag genau vor 150 Jahren wurde das bis heute sehr beliebte Stück übrigens in Wien uraufgeführt! Die junge Sängerin hat unüberhörbar ein großes Faible für die Oper, wofür ihre wunderbare voluminöse und tragfähige Stimme auch ideal zu sein scheint. Mit der weiteren Stückauswahl zeigte sie, dass sie auch ein ausgesprochenes Sprachtalent ist. Mühelos sprang sie vom Italienischen in Mozarts Oper „Mitiridate, Re di Ponto“ zur französischen Oper (Camille Saint-Saëns, „Samson et Dalila“) und meisterte dann die Szene der Olga aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“ in russischer Originalsprache. In deutscher Sprache hatte sie unter anderem 3 Lieder von Robert Schumann nach Texten von Adalbert von Chamisso ausgesucht. Auch in ihrer Liedinterpretation zeigte sie großen Facettenreichtum und immer wieder die nötige Prise Theatralik. Sie brachte dem Publikum die existenziellen Probleme nahe, die die zwangsvermählte „Löwenbraut“ durchlebt. Sie jubelte aus vollem Herzen in „Er, der Herrlichste von allen“ und schlüpfte quirlig und überzeugend in die Rolle der jugendlichen „Kartenlegerin“ auf der Suche nach dem Liebesglück.
Beide Interpretinnen harmonierten mühelos mit ihrer kundigen Klavierbegleiterin Martina Baumann und so genoss das zahlreiche Publikum den bunten Konzertreigen von Anfang bis Ende hörbar. Den großen und ausdauernden Applaus honorierten die drei Musikerinnen noch mit einer als Terzett gesungenen Zugabe. So war es alles in allem ein stimmungsvoller und stimmiger Abend, der durch die großartige Organisation durch den Förderverein des Leibniz-Gymnasium erst möglich gemacht wurde!
Martina Baumann
Fotos: Gisela Schuster