Auf welche Art wächst eine Stadt? Warum braucht man manchmal neue Flächen für die Stadtentwicklung? Und wer entscheidet, wo diese neuen Flächen am Ende entstehen?
Knapp 90 Schülerinnen und Schüler aus drei fünften Klassen, die in einem Obstgarten an der Neumarkter Straße versammelt sind, beteiligen sich hochkonzentriert an einer inhaltlichen Heranführung an diese Fragen. Altdorf wächst, weil sich Gewerbe ansiedeln und Menschen mehr Wohnfläche brauchen. Und Altdorf profitiert, weil die Stadt dadurch Steuern einnimmt.
Welche Flächen kommen dafür in Frage?
Rund um den Obstgarten soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Wo heute Wiesen, Felder und ein Reitstall sind, soll u.a. ein neuer Supermarkt gebaut werden. Eine Bebauung von Freiflächen ist oft die einfachste Lösung für Gemeinden, aber ist sie auch die beste? Um diese Frage zu beantworten, brauchen wir in jedem Einzelfall mehr Wissen. Und das ist nun die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler.
Was ist auf dieser Fläche los? Was wird hier angebaut, wo stehen alte Bäume, was wächst auf den Wiesen und Ackerrainen?
In Kleingruppen ziehen die Kinder los, begleitet von älteren Schülerinnen und Schülern aus der 11. Klasse und Freiwilligen des Bund Naturschutz. Sie bestimmen mit einer Pflanzen-App Arten und fotografieren sie, tragen alles in lange Listen ein und üben so ganz nebenbei Orientierung im Gelände und Datenerhebung. Auch eine zehnte Klasse ist dabei, die Jugendlichen kartieren das ganze Areal genauer und halten fest, welche kleinen und großen Ökosysteme hier existieren.
Wie geht es weiter?
Der Bund Naturschutz wird die gesammelten Daten auswerten. Sie können als Entscheidungsgrundlage in einen Bürgerentscheid mit einfließen, in dem über das Grundstück abgestimmt wird. Wichtig dabei: Eine Meinung müssen wir uns alle selbst bilden, die Kinder ebenso wie wir Erwachsenen. Denn Stadtentwicklung ist wichtig. Angesichts des Artenschwundes und der Flächenversiegelung ist es aber zugleich wichtig, dabei gute, nachhaltige Lösungen zu finden: ein klassischer Interessenkonflikt, in dem Argumente zählen. Die Schülerinnen und Schüler haben dazu beigetragen, die Entscheidungsgrundlage für die Altdorfer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Und sie haben dabei einen zwar am Ende etwas nassen, aber spannenden und lehrreichen Tag außerhalb des Schulhauses verbracht.
Carola Wagenseil