Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten zwei neunte Klassen des Leibniz-Gymnasiums die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

Die momentane sibirische Kälte ist im Oberpfälzer Wald, nahe der Grenze zu Tschechien, gefühlt noch eisiger – erst recht auf dem ehemaligen Lagergelände, das durch seine erhöhte Lage besonders Wind und Wetter ausgesetzt ist. Die Führung fand bei rund 15 Grad unter Null statt – trotz warmer Winterkleidung spürten die Schüler am eigenen Leib, was es für die Häftlinge bedeutet haben musste, in unzureichender Bekleidung sommers wie winters im Steinbruch des Konzentrationslagers arbeiten zu müssen.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Flossenbürg Granitsteinbrüche. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stieg die Nachfrage nach Granit wegen der staatlichen Bauprogramme. Im Mai 1938 wurde das Konzentrationslager Flossenbürg gegründet, um den Granit durch Häftlinge abbauen zu lassen. Die Gründung des Konzentrationslagers Flossenbürg war Teil einer Erweiterung des gesamten KZ-Systems: Es wurden nicht mehr nur politische Gegner terrorisiert, sondern es sollte auch wirtschaftlicher Nutzen aus der Häftlingsarbeit gezogen werden. Wie andere Hauptlager wurde das KZ Flossenbürg ab 1942 zur Zentrale eines verzweigten Lagersystems mit etwa 90 Außenlagern; auch das Lager Hersbruck zählte zu ihnen. Sie dienten vor allem der Produktion von Rüstungsgütern. Häftlinge waren Deutsche aus Verhaftungsaktionen gegen sogenannte „Kriminelle“ und „Asoziale“, politische Häftlinge und aus besetzten Ländern Europas Verschleppte. Etwa 84.000 Männer und 16.000 Frauen aus über 30 Ländern waren zwischen 1938 und 1945 im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern inhaftiert. Die SS und ihre Schergen hatten im Lager eine Ordnung des Terrors und der Gewalt errichtet. Der Alltag der Insassen war unmenschlich: Ein Arbeitstag im Steinbruch dauerte zwölf Stunden, nur unterbrochen von einer kurzen Pause, in der eine dünne Suppe ausgegeben wurde. Die Gefangenen wurden gedemütigt, brutal behandelt und gefoltert. Viele starben vor Erschöpfung, verhungerten, erfroren oder wurden willkürlich ermordet. Die Lebensbedingungen der Häftlinge verschlechterten sich im Laufe des Krieges, die Arbeitsfähigkeit bestimmte zunehmend ihre Überlebenschancen. Mehr als 30.000 Menschen starben in Flossenbürg, darunter politische Gefangene wie Pastor Dietrich Bonhoeffer, Generalmajor Hans Oster oder Admiral Wilhelm Canaris. Ein lagereigenes Krematorium diente zur Beseitigung der Leichen. Anfang April 1945 „evakuierte“ die SS das KZ Flossenbürg und seine Außenlager. 40.000 Gefangene legten tagelange chaotische Fußmärsche zurück oder wurden in offenen Güterwagons transportiert. Kurz vor Kriegsende starben so noch Tausende von Häftlingen. Die US-Armee befreite das KZ Flossenbürg am 23. April 1945. 1946 wurde die erste Gedenkstätte im „Tal des Todes“ in Flossenbürg errichtet. Sie ist die älteste KZ-Gedenkstätte in Bayern.

Die Altdorfer Schüler besichtigten die noch erhaltenen Anlagen des Lagers, unter anderem den Appellplatz, die Kommandantur, die Wäscherei, das Häftlingsbad und das Krematorium. Andererseits war auch der Umgang mit dem ehemaligen KZ nach dem Krieg für sie interessant, wurden doch nicht nur Gedenkstätten und ein Ehrenfriedhof errichtet, sondern auch vieles abgerissen und ein Teil des Lagergeländes sogar mit Wohnhäusern überbaut. Adrian Amler, Schüler der 9. Klasse, über seine Eindrücke: „Der Ausflug nach Flossenbürg war für uns alle ein faszinierender, aufschlussreicher Einblick in die bizarre Welt der KZ und der wahnwitzigen Nazi-Ideologie. Es ist bedrückend, an der Schwelle zu einer Welt des Todes zu stehen.“ Und seine Mitschülerin Anna: „Die Szenerie wirkt auf mich noch heute bedrohlich und beängstigend – man muss sich schämen, dass solche grausigen Verbrechen möglich waren.“ Insgesamt lobten die Schüler den Ausflug: „Gut, dass es so eine Gedenkstätte gibt, damit die Ermordeten und die Mörder nicht vergessen werden!“

Adrian Amler, Christof Böhm